Neulich sagte eine Freundin zu mir: „Weißt‘ was, ich hab‘ keinen Bock mehr auf Selbstoptimierung. Mensch, lass‘ uns einfach in Ruhe alt werden. Was soll’s, wenn wir langsamer die Treppe hochkommen, wenn die Muskeln schwabbeln. Aber wir haben unsere Ruhe – herrlich!“
Hört sich gut an, dachte ich mir spontan. Früher zogen sich die Menschen nach ihrem aktiven Arbeitsleben zurück, zu guter Letzt gar in den Lehnstuhl und ließen die Tage beschaulich an sich vorbeiziehen. Tatsächlich kein so schlechtes Modell.
Und heute, da soll man bis ins hohe Alter seine Ausdauer trainieren, nach Möglichkeit noch etwas Krafttraining draufpacken, ja, und nicht zu vergessen, den Gleichgewichtssinn immer schön aktivieren, ist ja schließlich die Sturzprävention schlechthin.
Womit wir schon beim Thema wären: „Prävention“. Es geht nämlich nicht um Selbstoptimierung oder Fitness um jeden Preis, nur damit wir den uns vorgegaukelten Idealen von fitten, dauerhaft Jugend ausstrahlenden Wesen gerecht werden – und im Fitnessstudio zum Gegenüber schielen, um deprimiert festzustellen, dass bei uns da noch ziemlich Luft nach oben ist.
Wenn wir Maßnahmen ergreifen, um gesund und beweglich zu bleiben, dann einzig und allein um willen eines guten und zufriedenen Lebens, gerade jenseits der fünfzig.
Denn es macht einfach mehr Spaß, wenn uns die Puste beim Steigen von ein paar Treppen nicht gleich ausgeht, wenn ein kleiner Stolperer nicht sofort zum verheerenden Sturz wird, und wenn wir dank einigermaßen erhaltener Muskeln von deren positiven Effekten aufs Immun-, aufs Herz-Kreislauf-System und aufs Gehirn profitieren. All das ist erwiesen.
Und wenn man bedenkt, dass die Lebenserwartung von Frauen im Jahr 1950 durchschnittlich 68,5 Jahre betrug und im Jahr 2020 bereits 83,6 Jahre (Statista 2023), wird sofort klar: Wir sollten dieses Mehr an Lebensjahren auch zu einem Mehr an gesunden Lebensjahren machen. Denn wer will schon die zusätzlichen Jahre im gebrechlichen Zustand verbringen?