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Im Februar 2023

„In Balance bleiben“

Simone Solga, jenseits der fünfzig und geboren in Gera, gehört zu den Top-Kabarettistinnen hierzulande. Im Jahr 1990 trat sie als erste Ostdeutsche im „Scheibenwischer“ des Altmeisters Dieter Hildebrandt auf. Inzwischen war und ist sie mit zahlreichen Solo-Programmen auf Deutschlands Bühnen, im Fernsehen, auf Youtube zu sehen und zu hören – und bis heute ein kabarettistischer Hochgenuss.

Am 8. Februar 2023 erklärte sie sich bereit, mit mir übers Älterwerden zu sprechen. Dafür nochmals herzlichen Dank!

Sie ist fit, sieht toll aus, sprüht vor Energie und macht der Maxime „Machen Sie das chronologische Alter nicht zum Maßstab“ alle Ehre. Wie macht sie das? Sie räumt ein, genetische Aspekte spielen eine Rolle, sie habe Glück gehabt.

Doch im weiteren Gespräch stellt sich schnell heraus, dass sie auch eine positive Einstellung zum Älterwerden hat.

Etwa zum Aussehen. Klar, Simone Solga, auch medial unterwegs, achtet auf ihr Äußeres, nimmt sich Zeit zum Schminken und Stylen (liebt übrigens farbenfrohe Outfits). Aber: Sie ist ganz und gar nicht fixiert auf Optik, sie investiert genauso viel Zeit in ihr mentales Erscheinungsbild. Sie informiert sich, ist neugierig und wissensbegierig und stets auf der Suche nach neuem Input, bleibt geistig aktiv.

Genau diese ausgewogene Mischung aus äußerer Erscheinung und mentaler Agilität, die Balance von außen und innen, ergibt das Gesamtbild einer attraktiven Frau, unabhängig vom chronologischen Alter. Glatt botoxen und gelangweilt auf high heels durchs Lebens staksen, macht garantiert nicht attraktiv. 

Apropos high heels. Simone Solga trug sie in jüngeren Jahren sehr gerne. Heute, nach einer Hallux-OP – mit zunehmendem Alter mitunter nötig –, verzichtet sie darauf. Solche physischen Misslichkeiten, dazu gehört etwa auch die hormonelle Umstellung nach den Wechseljahren, werden für sie aber nicht zum Drama. Sie gehören zum Leben dazu, damit lässt sich leben.

Womit wir beim Thema „Altersreife“ sind. Simone Solga versteht darunter: Wohltuende Reife. Das ist ein im Vergleich zu jüngeren Jahren erheblich entspannterer Umgang mit allem Möglichen und Unmöglichen, der Verzicht auf Perfektion und vor allem die Unabhängigkeit vom Urteil der anderen. Wahrlich wohltuend!

Wohltuende Reife verspürt sie auch beim Ausüben ihres Berufes. Das viele Reisen, schlafen auf suboptimalen Hotelmatratzen und was sonst noch dazu gehört, ist anstrengend. Doch ihr gelingt es, diese Anspannung in Balance zu halten mit bewusst geplanten Phasen der Entspannung. Dann nimmt sie sich eine kleine Auszeit, in der sie unter anderem zusammen mit ihrem Jack Russell im Wald und in frischer Luft mächtig aufs Tempo drückt. Dabei kann sie loslassen und alles Missliche mal in die Pause schicken.

Loslassen – das hatte mich erstaunt zu hören – kann sie übrigens gerade auch bei ihren Auftritten. In der Garderobe checkt sie nochmal, ob alles passt und sitzt. Dann, beim Betreten der Bühne, lässt sie wie auf Knopfdruck alles hinter sich, verschwendet keinerlei Gedanken mehr an Outfit, Frisur und so weiter. Sie taucht ein in ihr Programm, gerät in Flow und fühlt – Entspannung. „Es ist ein tolles Glücksgefühl, wenn ich die Menschen zum Lachen bringe“, beschreibt Simone Solga ihre Arbeit als Kabarettistin.

Und überhaupt, es ist der Humor, der einen Menschen wirklich interessant macht, ganz unabhängig vom Alter, bekräftigt Simone Solga.

Männer mit Sixpacks und maskulin markanten Gesichtszügen sind ganz nett anzuschauen, doch das ist flüchtig. Bleibenden Eindruck hinterlassen jene, die es verstehen mit intelligentem Humor zu punkten. Das Gleiche gilt freilich auch für Frauen.  

„IHR MICH AUCH“ lautet Simone Solgas neues Programm. Schauen Sie doch mal auf ihre Website, bestimmt tritt sie in 2023 auch in Ihrer Nähe auf.

http://www.simonesolga.de

Foto oben: D. Reichenbach


Im Dezember 2022

KEINE Fixierung auf das chronologische Alter

Frau Prof. Dr. Susanne Wurm, seit dem Jahr 2019 Lehrstuhlinhaberin an der Universität Greifswald und Leiterin der Abteilung für Präventionsforschung und Sozialmedizin, erklärte sich dankenswerterweise bereit, mit mir über einige ihrer Forschungsergebnisse zu sprechen.

Am 6. und 7. Dezember 2022 hatte ich Gelegenheit mit Susanne Wurm, seit über zwei Jahrzehnten in der Alternsforschung tätig, über das Thema „Älterwerden“ zu sprechen. Hier die wichtigsten Ergebnisse unseres anregenden Gesprächs.

Die gute Nachricht:

Die Sicht auf das Älterwerden hat sich in unserer Gesellschaft im Laufe der letzten Jahrzehnte positiv verändert – weg von einer vorwiegend verlustorientierten hin zu einer auch gewinnorientierten Wahrnehmung. Will heißen, wir nehmen das Alter zunehmend auch als eine Phase wahr, die Potenziale und Chancen birgt und nicht allein durch Verluste geprägt sein muss.

Was bedeutet die neue Wahrnehmung für mein ganz persönliches Älterwerden? Jede Menge Gestaltungsspielraum! Denn weiß ich, dass es für mich im Alter neue Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten gibt, macht es Sinn, Ausschau danach zu halten. Ich gestalte aktiv die nachberufliche Phase, die übrigens mit gestiegener Lebenserwartung mehrere Jahrzehnte umfassen kann. Anstatt die plötzlich mangelnden Strukturen nach dem Ausstieg aus dem Berufsleben zu vermissen, nutze ich die „späte Freiheit“ für Neues.

Ergreifen Sie diese Chancen!

Und lassen Sie sich nicht von überkommenen Altersstereotypen beeinflussen. Denn diese gibt es, so Susanne Wurm, leider auch noch. Seit Generationen sind wir geprägt von Vorstellungen vom Älterwerden, die Einschränkung, Krankheit, Verlust, Einsamkeit bedeuten, obgleich Studien belegen, dass sich – nur ein Beispiel – weniger als zehn Prozent der über 65-Jährigen tatsächlich einsam fühlen.

Vor allem: Nehmen Sie NICHT das chronologische Alter zum Maßstab …

… ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich aus dem Gespräch mit Susanne Wurm mitnahm. Menschen sind naturgemäß sehr unterschiedliche Wesen. Im Alter, so ihre Forschungsergebnisse, nimmt diese Verschiedenartigkeit stark zu. Ist auch logisch, denn je älter wir werden, umso größer unser Erfahrungsschatz, und dieser ist höchst individuell. Richten Sie also Ihren Blick auf Ihre ganz persönliche Situation, Ihre Bedürfnisse, Ihre körperliche und geistige Verfassung und leiten daraus Ihre individuellen Aktivitäten ab,

OHNE sich von überkommenen Altersvorstellungen selbst zu begrenzen.

Etwa von dem Vorurteil, man solle ab einem bestimmten Alter nicht mehr joggen, wegen der Gelenke und so …!!!??? Wenn Sie es können, tun Sie es. Bleiben Sie überhaupt in Bewegung, geistig wie körperlich, auch dies eine wichtige Botschaft der Alternsforscherin. Studien belegen:

Das eigene Gesundheitsverhalten verschafft uns nicht nur einen Zugewinn an Jahren, sondern vor allem auch an gesunden Jahren.

Dieser Dreiklang unterstützt Sie beim gesünderen Älterwerden:

1. aerobe Aktivität wie Joggen, Radfahren, Schwimmen

2. anaerobe Aktivität wie Kraft- und Muskeltraining

3. Beweglichkeits- und Balancetraining wie etwa beim Zähneputzen auf einem Bein stehen

1. fördert ein intaktes Herz-Kreislaufsystem, 2. und 3. sind Sturzprävention schlechthin. Und halten Sie sich stets vor Augen: Sie müssen sich nicht kasteien, auch kleine Maßnahmen haben große Wirkung.

Es lohnt sich also, sich mit dem Älterwerden aus einer ganz neuen Perspektive zu beschäftigen, ebenso wie das Thema „Bewegung“ für sich zu entdecken. Weitere Informationen zu Prof. Dr. Susanne Wurm und ihre Arbeit finden Sie unter:

http://www2.medizin.uni-greifswald.de/prevention/index.php?id=744

Und wenn Sie einen Motivationsschub in Sachen Bewegung wünschen, informieren Sie sich über mein Angebot „Ich bin ganz Ohr“ hier auf meinem Blog:

www.augenzwinkern.blog/ich-bin-ganz-ohr/

Foto oben: Oliver Mark